Qi Phänomene

 

Das Wort "Phänomen" definiert alles was geschieht und was unsere Sinne aufspüren. Wir nennen sie beobachtbare Fakten, wenn sie Teil unserer allgemeinen Erfahrung sind. Wenn sie ungewöhnlich sind, nennen wir sie Mysterien, Wunder, Zauberei, Mirakel - oder "Qi - Phänomene". Dieser spezifische Ausdruck beschreibt die seltsame Art wie manche Leute auf die Handlungen von Taijiquan, Neigong oder Qigong "Meister" reagieren.

 

Die letzteren können sich auf eine absolut fremde Art und Weise bewegen. Sie steuern ihren Körper so, das entscheidende Komponenten ihrer Bewegungstechniken den Laien verborgen bleiben. Es ist ausgerechnet ihre spezielle Körper-Steuerung, die ihnen erlaubt, sogenannte "Qi - Phänomene" zu Stande zu bringen und andere auf eine unerwartete Art reagieren zu lassen.

 

Allerdings, muss man hier anmerken, dass wir auf eine ausgefallene Art reagieren, während eines Erdbebens, oder wenn wir ein lautes Geräusch hören, oder wenn wir nach Hause kommen und ein Grizzlybär im Wohnzimmer vorfinden. Wir handeln auch "seltsam" wenn wir verliebt sind, oder ärgerlich, traurig, deprimiert, gelangweilt oder verwirrt.

 

Zwei interessante Fragen stellen sich zwangsläufig: können "Qi - Meister" solche körperlichen und geistigen Zustände aufspüren, bevor sie uns bewusst werden, und andere beeinflussen, wie sie wollen? Können sie anderen Menschen sowohl Böses als auch Gutes zufügen, ohne dass sie es merken? Fragen, die man nichts auslassen soll, will man sein Wissen erweitern.

 

"Qi - Phänomene" können unterhaltsam sein und auch zu Therapiezwecken benutzt werden, wie Weinen oder Gelächter. Ein Sektenführer könnte sie benutzen, auf bombastische oder lächerliche Weise, um seiner Anhängerschaft seine persönliche Macht über kosmische Kräfte zu demonstrieren. "Qi - Phänomene" können hingegen auch benutzt werden, um zu lehren, um zu heilen und um aufzuklären.

 

Der berühmte preußische "Eiserne Kanzler", Graf Otto von Bismarck, hat etwa Folgendes gesagt: "Will man Respekt vor Gesetzen und Würsten behalten, dann sollte man nie zusehen, wie sie gemacht werden."

 

Gilt auch dieses Wortspiel für "Qi - Phänomene"?

 

Das ist die Frage, die wir uns stellten, als wir anfingen, unsere eigenen "Qi - Phänomene" hervorzurufen. Sollten nun einige "Meister" und ihre Anhänger bestreiten, dass das, was wir auf den nächsten Seiten zeigen, keinesfalls als "reelles oder authentisches Qi " gelten könne, dann sollten sie in der Lage sein zu erklären, wie sie ihre eigenen Effekte zu Stande bringen. Wenn nicht, dann müssen sie zugeben, dass sie es nicht können - oder wollen. Einige "Meister" könnten sagen, dass das Geheimnis des wahren "Qi" nur einer Elite von ihren Schülern gebührt, um so eine mysteriöse Atmosphäre um sie zu schaffen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass sowohl menschliche Sinne als auch die höchstentwickeltsten Messapparate, nicht alle Phänomene diese Welt aufspüren können. Daher kann man nicht, rein wissenschaftlich gesehen, behaupten, dass es keine vom menschlichen Tun unabhängige "Qi - Kraft" im Universum gäbe, obwohl man selber im Stande sei, "Qi - Phänomene" zu produzieren. Man sollte immer einen offenen Geist für das Unbekannte behalten, denn Wissen und Wissenschaft gedeihen nicht auf Voreingenommenheit oder Vorurteilen.

 

Heute, am 1. Januar 2003, können wir allerdings Folgendes mit Sicherheit feststellen:

 

1 - Es ist viel einfacher Leute zu unterhalten oder sie zu betrügen, als ihnen die Augen zu öffnen. Betrüger und Scharlatane, die ihre mehr oder weniger starken "Qi - Fähigkeiten" missbrauchen, können es nur tun wegen Naivität, Aberglaube und einem ganz menschlichen Bedürfnis, sich faszinieren zu lassen.

 

2 - Unseres Wissens existieren keine ernsthaften wissenschaftlichen Erklärungen über "Qi Phänomene". Es gibt nur verschiedene Arbeitshypothesen und Techniken, die zu einer Vielfalt an sogenannten "Qi Phänomenen" führen.

 

3 - Die Wirkung und Mechanismen von "Qi" auf Menschen - und manche Tiere - können mit empirischen Methoden erforscht werden. Ihre Reaktion auf sogenanntes "Qi" kann erheblich variieren, wenn man zum Beispiel die Umgebung manipuliert (Lufteigenschaften, elektrostatische Ladung des Bodens, Belichtung, Duft, Temperatur, Tages- und Jahreszeit), oder wenn man Personen direkt manipuliert (Medikamente, Koffein, Nikotin, Schlafentzug, Alkohol, geistige und motorische Konditionierung, Gruppendruck, Einschüchterung, Anzahl der Zuschauer, usw.)

 

Taijiquan, Qigong und ähnliche Kurse werden fast immer von einer einzigen Person geleitet. Indem sie die Aufmerksamkeit auf sich richtet, bewirkt sie, daß eine lose Versammlung von Menschen wie ein einziges Individuum handelt. Die führende Person schafft so eine "Gruppendynamik" und benutzt sie, um die semantische und physiologische "Welt" der Teilnehmer zu normieren.

 

 

Die Ernsthaftigkeit von "Qi - Phänomenen" hängt offensichtlich von den Zuschauern und Kameraleuten ab. Diese spielen eine Schlüsselrolle: sie verleihen der Show die notwendige Stimmung und Atmosphäre, so dass sie erfolgreich verläuft. Man könnte sogar sagen, dass sie ihr "Qi" mit dem des "Meisters" und seinen Assistenten zusammenschmelzen lassen. Skeptische Personen stören meistens diese Art von Shows, sind aber behilflich, um herauszufinden, ob "Qi - Phänomene" sich nur aus einer Art Rollenspiel herleiten lassen, oder ob sie reale physikalische Ursachen haben.

 

 

"Qi Phänomene" mit physikalischem Kontakt stören kaum den Verstand eines westlichen "informierten Laien". Er wird vielleicht denken, dass sie ein wenig fremd sind, allerdings, wird er sie freilich akzeptieren. Er mag sogar zu sich selbst sagen, wie einst Hamlet zu seinem gelehrten Freund: "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erden, Horatio, als die, die in deiner Philosophie geträumt werden könnten." Ein "Qi Phänomen" mit physikalischem Kontakt führt automatisch zu der logischen Schlussfolgerung, dass der "Meister" eine hochraffinierte physische Kraft und präzise Körperkoordinierung benutzt. Allerdings, der Laie stellt sich selten die Frage, ob das, was der Assistent bewusst oder unbewusst tut, eine Rolle in dem Ablauf des Phänomens spielt.

 

 

"Qi Phänomene" ohne physikalischen Kontakt beeindrucken erheblich mehr. Die chinesische Tradition würde sagen, dass der "Meister" sein "Qi auf den Gegner projiziert". Die westliche Denkweise könnte Etiketten nutzen wie "Macht", "Charisma", "Magnetismus" , "Trick", "Betrug", "Täuschung", "Hypnose" oder "paranormale Kraft". Wenig benutzte Etiketten sind "Illusion von Raum- oder Schwerkraftkrümmung" oder "wissenschaftliche Magie". Man stellt Etiketten selten in Frage, denn sie scheinen eine beunruhigende Wissenslücke zu füllen: sie wirken wie Beruhigungsmittel. Etiketten-Kleber" neigen dazu, in einem "Qi - Meister" einen Betrüger zu sehen oder eine ominöse Person, einen Zauberer oder Magier oder sogar einen Heiligen. Allerdings, Etiketten liefern überhaupt kein Hinweis auf die tatsächlichen Mechanismen die ins Spiel kommen.

 

 

 

 

Je größer die Entfernung zwischen dem "Qi Meister" und seinem "Assistenten", je mysteriöser erscheinen die Phänomene. Einige Wissenschaftler und Forscher, die sich für das Paranormale interessieren, glauben, dass solche Phänomene von unbekannten Energien verursacht werden, und dass diese messbar wären. Sie könnten sich fragen, ob die unterschiedliche Art wie "Meister" und "Assistenten" mit der Schwerkraft fertig werden, eine Rolle bei diesen Phänomenen spielt. Sie könnten auch den Aspekt der zwischenmenschlichen Beziehungen studieren.

 

 

 

Wenn Leute auf einen Pfeiler klettern, sozusagen "gegen ihren Willen", scheint es, dass der "Qi Meister" seinen eigenen Willen auf andere aufdrängt. Die chinesische Tradition würde sagen, dass der Kletterer ein "wirres Qi" hat, das von einem "verwirrten Geist" beherrscht wird und der "Qi Meister" es umleiten kann. Hier nochmals, haben wir mit Etiketten zu tun, egal ob westlichen oder chinesischen Ursprungs. Sie erklären überhaupt nicht, warum sie oder ich diese oder jene Kleidung tragen - freiwillig. Sie erklären auch nicht, warum einige Leute rauchen und genau wissen, dass es ungesund ist. Wenn man sich dem Willen anderer Leute oder eines Tabakkonzerns widersetzen will, dann sollte man herausfinden, wie "Willenskraft" oder "Freier Wille" wirklich funktionieren.

 

Wenn "Qi Phänomene" während vereinbarten und bewaffneten Kampfsituation stattfinden, gewinnen sie an Prestige und verlieren ihren ominösen Charakter. Jede Kultur preist die Tugenden von "Kriegern" und die meisten von uns wissen, worum es bei Kriegen geht. Es scheint hier keine Frage von "Fairness" zu geben, denn beide Kontrahenten benutzen Stöcke der gleichen Größe. So scheint es, dass beide die gleichen Chancen haben. Indem er ein Gerät in einer "Qi Show" nutzt, handelt der "Qi Meister" wie ein Illusionist, der die Aufmerksamkeit des Publikums ablenkt, indem er ihnen Vertrautes zu beobachten gibt, worauf es sich konzentriert.

Was sind das für leuchtende Flecken ? Diese Fotos wurden mit einer CANON A-40 Digitalkamera mit Blitz aufgenommen. Es kann sich daher nicht um Wasserflecken auf den Negativen handeln. Fotos dieser Art werden oft als Beweise für Geistererscheinungen vorgetragen. Es sind nur Dampfpartikel aus dem Schweiss und der Atmung der Läufer. Die Partikel, die sich dicht vor der Kameralinse befinden, refraktieren und reflektieren das Blitzlicht zurück in der Kamera. Ironischerweise, kann mann diese Flecken ruhig als "Qi - Phänomene" bezeichnen, da "Qi" auf Chinesisch ursprünglich "Aufsteigender Dampf" oder "Luft" bedeutet! Das Zeichen "Qi" hat sich im Laufe der kulturelle Evolution Chinas zu einem Überbegriff für alle möglichen energetischen und natürlichen Prozesse entwickelt - und so für geistige Verwirrung im Westen gesorgt.

"Qi Phänomene" können mit Assistenten oder sogar mit arglosen und ahnungslosen Menschen funktionieren. Das sollte dir allerdings nie zu Kopf steigen. Verlasse dich nie auf "Qi Phänomene" im Straßenkampf oder um dich zu verteidigen. Assistenten helfen dir nur dein Fähigkeiten zu demonstrieren. Angreifer und Gegner wollen dies überhaupt nicht: sie wollen dir weh tun, dich verletzen und gewinnen: sie wollen dir nicht assistieren. Sie ergreifen die Initiative ohne dass du es merkst, sie benutzen Waffen und es macht ihnen nicht sehr viel aus, dabei verletzt zu werden. Daher sind sie hochgefährlich und du brauchst mehr als einen Salontrick, um sie zu besiegen. Qi heißt auch auf sich selbst aufzupassen, vergiss das nicht.

 

 

Denken

 

In allen Zeiten, haben Menschen sich Gedanken gemacht, wie sie sich effizienter bewegen könnten. Sie versuchten zu verstehen, wie ihr Körper funktionierte, oder sie versuchten einen Sinn aus der physikalischen Welt zu machen und zu verstehen, wie diese Welt sie beeinflusste: sie brauchten unbedingt Wissen.

 

Fehlt dieses Bedürfnis, dann reichen Gutgläubigkeit und Aberglaube aus.

 

 

 

 

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